[Vor Kurzem gepostet vom Tierrechtsaktivistenbündnis; dieser Text ist das Kapitel „2.9 Zoonosen“ aus meinem Buch Veganismus.]
Zoonosen
»Zoonosen stellen immer noch eine signifikante Bedrohung für die
öffentliche Gesundheit dar, aber viele dieser Bedrohungen werden
vernachlässigt.« World Health
Organization (WHO) [2013]
[»Zoonosen machen
einen großen Prozentsatz aller neu entdeckten und auch der bereits bekannten
Infektionskrankheiten aus. Antibiotikaresistenz bei Krankheitserregern,
die den Menschen befallen, ist eine weitere große Gefahr für die öffentliche
Gesundheit, die zum Teil durch den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung
und Landwirtschaft beeinflusst wird.« World
Health Organization (2020) (WHO
2020)]
»Die Erkenntnis, dass fast drei Viertel der neu aufkommenden Krankheiten
eventuell ihren Ursprung im Tierreich haben, zeigt, wie künstlich die Trennung
zwischen der menschlichen Spezies und dem Rest der natürlichen Welt ist.« Dr. Michael Greger (Greger 2007 a)
Einführung
Zoonosen (vom griechischen zoion = Tier und nosos = Krankheit) sind speziesübergreifende Krankheiten. Früher ging man in der Medizin davon aus, dass Krankheiten nicht von anderen Tieren auf Menschen übertragbar seien. Heute weiß man es besser. »Neue« Viren stammen fast definitionsgemäß von anderen Spezies. 1959 definierte die WHO Zoonosen als Krankheiten, die »zwischen (anderen) Wirbeltieren und Menschen natürlich übertragen werden«. Die meisten neu aufkommenden Infektionen sind Infektionen mit RNA-Viren wie dem Ebola-Virus, HIV oder dem Grippevirus – diese Viren haben die Fähigkeit schnell zu mutieren und sich an neue Wirte anzupassen.Die Smithsonian Institution teilt die Geschichte der Menschheit in drei Epidemiephasen ein. Die erste Phase begann mit der Domestizierung von Tieren, die zum Kontakt mit vielen neuen Krankheitserregern führte – ganze Zivilisationen wurden so fast ausgerottet. Die zweite Phase begann mit der industriellen Revolution und dem Beginn der sogenannten Zivilisationskrankheiten – Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs. Chronische Krankheiten verursachen weltweit die meisten Todesfälle. Wir befinden uns jetzt in der dritten Phase, dem Zeitalter der Zoonosen. Medizinhistoriker beschreiben die jüngste Geschichte als die Jahrzehnte der »aufkommenden Seuchen«. 1967 verkündete der US-amerikanische Surgeon General (der Leiter des US Public Health Service): »Der Kampf gegen Krankheiten ist gewonnen.« [Obwohl dieses Zitat häufig in der Literatur verwendet wurde, scheint der damalige US Surgeon General, William H. Stewart, dies nie so gesagt zu haben (Spellberg und Taylor-Blake 2013).] Seither tauchen immer mehr unbekannte Krankheiten auf – die meisten davon verursacht durch zoonotische Viren (Greger 2011; Greger 2007; Greger 2006; Mantovani 2001).
Altbekannte Zoonosen
Die Masern beim Menschen stammen wahrscheinlich von einem rinderpestartigen Virus von Schafen und Ziegen. Pocken entstanden möglicherweise durch die Domestizierung von Kamelen, Keuchhusten durch die von Schafen oder Schweinen und Typhus durch die von Hühnern. Der Mensch übertrug Bandwürmer (Taenia) auf Schweine und Rinder, Menschliche Grippe scheint uns durch die Domestizierung von Wasservögeln erreicht zu haben und Lepra durch die von Wasserbüffeln. Das menschliche Schnupfenvirus scheint von Rindern oder Pferden zu stammen. Helicobacter pylori, das Krebs und Magengeschwüre verursachen kann, könnte die Menschheit über Schafsmilch erreicht haben (und kann von Mensch zu Mensch übertragen werden) – ungefähr die Hälfte der Menschheit ist damit infiziert. Helicobacter pullorum kam durch Hühnerfleisch zum Menschen. Hepatitis E (HEV) kann durch Schweine auf Menschen und von Mensch zu Mensch übertragen werden.Menschliche Tuberkulose – der »Kapitän all dieser Männer des Todes« – scheint nicht, wie bisher angenommen, von der Rindertuberkulose zu stammen, sondern von einem gemeinsamen Vorgänger [Menschen scheinen schon lange vor der Domestizierung von Rindern und anderen Tieren mit Tuberkulose infiziert gewesen zu sein.]. Tuberkulose kann nicht nur von Rindern auf Menschen übertragen werden, sondern auch umgekehrt. Im 20. Jahrhundert starben ca. 100 Millionen Menschen an Tuberkulose und heute sterben [in manchen Ländern] mehr als je zuvor an dieser Krankheit. [Immer noch sterben jährlich mehr als eine Million Menschen weltweit an Tuberkulose.] Ungefähr ein Drittel [jetzt: ein Viertel] der Menschheit ist mit Tuberkulose infiziert.
Die Krankheiten, die Europäer sich durch die Domestizierung von Tieren zugezogen hatten, halfen ihnen bei der Eroberung des amerikanischen Kontinents. Tuberkulose, Pocken und Masern waren dort bis dahin [praktisch] unbekannt. Die Europäer starben nicht an den dortigen Krankheiten, weil es dort praktisch keine ansteckenden Krankheiten gab. Lange wurde vermutet, dass der Grund hierfür war, dass es auf dem amerikanischen Kontinent keine großen urbanen Zentren gab. Tenochtitlán (heute: Mexiko-Stadt) war allerdings eine der größten Städte der damaligen Welt. Das präkolumbianische Amerika kannte keine Seuchen, weil es dort viel weniger domestizierte Tiere gab. Die wenigen domestizierten Lamas und Meerschweinchen schienen kein zoonotisches Potenzial zu besitzen (WHO 2020 b; Greger 2007; Greger 2006).
BSE
BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie) wird durch kontaminiertes Fleisch auf Menschen übertragen. In Europa ist das Verfüttern von Rindern an Rinder mittlerweile verboten. In den USA werden Schweinereste an Rinder verfüttert und Rinderreste an Hühner. Hühnerfäkalien und -federn werden wiederum an Rinder verfüttert. Sogar getrocknetes Rinderblut ist in den USA noch im Rinderfutter erlaubt.
BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie) wird durch kontaminiertes Fleisch auf Menschen übertragen. In Europa ist das Verfüttern von Rindern an Rinder mittlerweile verboten. In den USA werden Schweinereste an Rinder verfüttert und Rinderreste an Hühner. Hühnerfäkalien und -federn werden wiederum an Rinder verfüttert. Sogar getrocknetes Rinderblut ist in den USA noch im Rinderfutter erlaubt.
Verursacht wurde BSE wahrscheinlich durch die Verfütterung von erkrankten
Schafen an Rinder. Die Verfütterung von infizierten Rindern an andere Rinder
trug zur weiteren Verbreitung von BSE bei. BSE wurde zuerst im Vereinigten
Königreich entdeckt und breitete sich dann in 24 Länder aus. BSE wird durch
Prionen verursacht. Prionen (»falsch gefaltete Proteine«) können ein Verbrennen
bei 360 °C überleben und werden durch Formaldehyd oder Bestrahlung nicht
zwangsläufig abgetötet. Zwischen 1996 und 2011 kam es laut WHO zu ca. 225
menschlichen Todesfällen. Diese Menschen starben an Creutzfeld-Jakob-Krankheit,
höchstwahrscheinlich verursacht durch den Konsum von mit Prionen kontaminiertem
Rindfleisch. Die Inkubationszeit kann Jahrzehnte betragen und eine mögliche
Gefahr besteht in der Übertragung durch Bluttransfusionen und
Operationsbesteck, da Prionen Temperaturen überstehen können, bei denen sogar
Blei schmelzen würde. Creutzfeld-Jakob-Krankheit (vCJD) führt zu Blindheit,
Epilepsie, »Löchern im Gehirn« und fortschreitender Demenz und verläuft immer
tödlich (WHO
2020 b; WHO 2020 c;
WHO 2020 d; Greger
2011; Greger 2007 a;
Greger 2006).
Nipah
Das Nipah-Virus wurde von Flughunden auf Schweine und von Schweinen auf Menschen übertragen. Die Krankheit ist benannt nach Sungai Nipah New Village in Malaysia, wo das Virus 1998 in einer Schweinemastanlage mit fast 30.000 Schweinen zuallererst auf Menschen übertragen wurde. Das Virus ist harmlos für Flughunde, aber verursacht eine Art Atemwegserkrankung bei Schweinen. In der Nähe der Schweinemast wurden auch Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und Pferde infiziert. 48 % der infizierten Menschen starben bei diesem Ausbruch in Malaysia und Singapur. Über eine Million Schweine wurden in den betroffenen Gebieten getötet. Bei einem Ausbruch 2004 in Bangladesch starben 75 % der infizierten Menschen. Das Nipah-Virus verursacht eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und Atemwegserkrankungen und ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Es existiert kein Medikament oder Impfstoff dagegen. Das Consortium for Conservation Medicine sah die Ursache für den Ausbruch in der intensiven Schweinehaltung (WHO 2020 e; Greger 2009; Greger 2007 a; Greger 2006).
Das Nipah-Virus wurde von Flughunden auf Schweine und von Schweinen auf Menschen übertragen. Die Krankheit ist benannt nach Sungai Nipah New Village in Malaysia, wo das Virus 1998 in einer Schweinemastanlage mit fast 30.000 Schweinen zuallererst auf Menschen übertragen wurde. Das Virus ist harmlos für Flughunde, aber verursacht eine Art Atemwegserkrankung bei Schweinen. In der Nähe der Schweinemast wurden auch Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und Pferde infiziert. 48 % der infizierten Menschen starben bei diesem Ausbruch in Malaysia und Singapur. Über eine Million Schweine wurden in den betroffenen Gebieten getötet. Bei einem Ausbruch 2004 in Bangladesch starben 75 % der infizierten Menschen. Das Nipah-Virus verursacht eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und Atemwegserkrankungen und ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Es existiert kein Medikament oder Impfstoff dagegen. Das Consortium for Conservation Medicine sah die Ursache für den Ausbruch in der intensiven Schweinehaltung (WHO 2020 e; Greger 2009; Greger 2007 a; Greger 2006).
Streptococcus suis
2005 kam es in China zu einem Ausbruch mit Streptococcus suis (S. suis). 39 Menschen (18 % der Infizierten) starben. Der erste Fall von menschlichem S. suis wurde 1968 in Dänemark dokumentiert. In vielen Teilen der Welt kommt S. suis bei Schweinen häufig vor und ist normalerweise harmlos. Zur Infektion kommt es bei der Schlachtung oder durch den Konsum von rohem Fleisch. S. suis kann u. a. zu Hirnhautentzündung und permanenten Gehörschäden führen. Die WHO sah eine Teilschuld für den Ausbruch bei der intensiven Tierhaltung (WHO 2020 f; Greger 2009; Greger 2007 a).
2005 kam es in China zu einem Ausbruch mit Streptococcus suis (S. suis). 39 Menschen (18 % der Infizierten) starben. Der erste Fall von menschlichem S. suis wurde 1968 in Dänemark dokumentiert. In vielen Teilen der Welt kommt S. suis bei Schweinen häufig vor und ist normalerweise harmlos. Zur Infektion kommt es bei der Schlachtung oder durch den Konsum von rohem Fleisch. S. suis kann u. a. zu Hirnhautentzündung und permanenten Gehörschäden führen. Die WHO sah eine Teilschuld für den Ausbruch bei der intensiven Tierhaltung (WHO 2020 f; Greger 2009; Greger 2007 a).
SARS
SARS (severe acute respiratory syndrome), eine Art Lungenentzündung, wurde möglicherweise durch Zibetkatzen auf Menschen übertragen. Die Mehrheit der ersten SARS-Fälle in der südchinesischen Provinz Guangdong zeigte sich bei Menschen, die Tiere handhabten, verkauften oder schlachteten. SARS-ähnliche Viren wurden bei Tieren und Arbeitern auf Tiermärkten nachgewiesen. Ursprünglich scheint SARS, wie das Nipah-Virus, von Fledermäusen zu stammen. Innerhalb von Monaten breitete sich das Virus auf sechs Kontinente aus und führte innerhalb von sieben Monaten zu über 8.000 Krankheitsfällen und über 800 Toten (Greger 2007 a; Nie et al. 2003).
SARS (severe acute respiratory syndrome), eine Art Lungenentzündung, wurde möglicherweise durch Zibetkatzen auf Menschen übertragen. Die Mehrheit der ersten SARS-Fälle in der südchinesischen Provinz Guangdong zeigte sich bei Menschen, die Tiere handhabten, verkauften oder schlachteten. SARS-ähnliche Viren wurden bei Tieren und Arbeitern auf Tiermärkten nachgewiesen. Ursprünglich scheint SARS, wie das Nipah-Virus, von Fledermäusen zu stammen. Innerhalb von Monaten breitete sich das Virus auf sechs Kontinente aus und führte innerhalb von sieben Monaten zu über 8.000 Krankheitsfällen und über 800 Toten (Greger 2007 a; Nie et al. 2003).
HIV (human immunodeficiency virus)
Die Schlachtung von Affen und der Konsum von Affenfleisch scheint besonders risikobehaftet in Bezug auf die Übertragung von Zoonosen, weil Affen dem Menschen genetisch so ähnlich sind. In Afrika werden ca. 30 verschiedene Spezies von Primaten (Affen und Halbaffen) gejagt und als bushmeat (Fleisch aus dem Dschungel) verkauft. Die Jagd auf Rote Stummelaffen führte zu einer regionalen Epidemie von menschlichen Affenpocken, die vier Generationen lang andauerte. Das fast überall auf der Welt geltende Tabu gegen den Verzehr von Menschenfleisch hat mit Sicherheit viele Menschen vor hervorragend adaptierten Viren bewahrt. Die Entschlüsselung der Schimpansenchromosomen zeigte allerdings, wie ähnlich sich Menschen und Menschenaffen genetisch sind. Der Verzehr von Affenfleisch setzt Menschen Krankheitserregern aus, die bereits an ähnliche Wirte (Affen) angepasst sind. Verschiedene Ausbrüche von Ebolafieber wurden bis zu infizierten geschlachteten Schimpansen und Gorillas zurückverfolgt. Hier wurden die Affen allerdings auf recht abenteuerliche Art und Weise von Hand und mit dem Mund (!) zerlegt und teilweise roh verzehrt. Das Ebola-Virus verursacht eine der tödlichsten bekannten Infektionen beim Menschen – aber verglichen mit dem HIV-Virus lässt es sich nicht leicht übertragen. Ungeschützter Geschlechtsverkehr ist auf der Welt weitaus üblicher als der Verzehr von rohem Schimpansenfleisch. Während die Verbreitung von HIV durch Bluttransfusionen, ungeschützten Geschlechtsverkehr und intravenösen Drogenkonsum erfolgte, scheint HIV mit ziemlicher Sicherheit durch Körperflüssigkeiten von geschlachteten Primaten oder den Verzehr von Primatenfleisch auf den Menschen übertragen worden zu sein. Blutproben von 573 frisch geschlachteten Primaten zeigten bei mehr als 18 % eine Infektion mit SIV (simian immunodeficiency virus), dem wahrscheinlichen Vorgänger von HIV. Auch bei Gorillas wurden zwar HIV-ähnliche Viren gefunden, aber HIV-1, die Form des HIV-Virus, die sich über die ganze Welt ausbreitete, geht höchstwahrscheinlich auf Schimpansen zurück. Das SIV-Virus scheint die Speziesgrenze zum Menschen nicht nur einmal übersprungen zu haben, sondern – in jüngerer Geschichte verschiedene Male. HIV ist für die Menschheit deshalb so gefährlich, weil es nicht nur die Speziesgrenze überspringen kann, sondern auch von Mensch zu Mensch leicht übertragbar ist. SIV ist nur eines von vielen noch nicht erforschten und potenziell zoonotischen Viren bei afrikanischen Primaten. Manche Viren haben eine Latenzzeit von Jahrzehnten, bevor sie entdeckt werden können. Ungefähr 34 Millionen Menschen [Ende 2018: ~38 Millionen] leben mit HIV und ca. 200 Menschen sterben stündlich an AIDS [2018: ~90 Menschen/Stunde]. In manchen afrikanischen Ländern sind mehr als 20 % der Erwachsenen mit HIV infiziert [Das stimmt leider immer noch.] (Greger 2007 a; UNAIDS 2003).
Zoonotische Affenviren aus dem afrikanischen Dschungel erreichen die Menschheit nicht nur durch bushmeat. Das erste Filovirus (zu denen auch Ebola gehört) wurde nicht in Afrika, sondern in Deutschland entdeckt, als es 1967 zu einem tödlichen Ausbruch kam. Affen aus dem ugandischen Urwald waren an ein Tierversuchslabor in Marburg verschickt worden. Dieses Virus ist heute als Marburg-Virus bekannt.
Die Schlachtung von Affen und der Konsum von Affenfleisch scheint besonders risikobehaftet in Bezug auf die Übertragung von Zoonosen, weil Affen dem Menschen genetisch so ähnlich sind. In Afrika werden ca. 30 verschiedene Spezies von Primaten (Affen und Halbaffen) gejagt und als bushmeat (Fleisch aus dem Dschungel) verkauft. Die Jagd auf Rote Stummelaffen führte zu einer regionalen Epidemie von menschlichen Affenpocken, die vier Generationen lang andauerte. Das fast überall auf der Welt geltende Tabu gegen den Verzehr von Menschenfleisch hat mit Sicherheit viele Menschen vor hervorragend adaptierten Viren bewahrt. Die Entschlüsselung der Schimpansenchromosomen zeigte allerdings, wie ähnlich sich Menschen und Menschenaffen genetisch sind. Der Verzehr von Affenfleisch setzt Menschen Krankheitserregern aus, die bereits an ähnliche Wirte (Affen) angepasst sind. Verschiedene Ausbrüche von Ebolafieber wurden bis zu infizierten geschlachteten Schimpansen und Gorillas zurückverfolgt. Hier wurden die Affen allerdings auf recht abenteuerliche Art und Weise von Hand und mit dem Mund (!) zerlegt und teilweise roh verzehrt. Das Ebola-Virus verursacht eine der tödlichsten bekannten Infektionen beim Menschen – aber verglichen mit dem HIV-Virus lässt es sich nicht leicht übertragen. Ungeschützter Geschlechtsverkehr ist auf der Welt weitaus üblicher als der Verzehr von rohem Schimpansenfleisch. Während die Verbreitung von HIV durch Bluttransfusionen, ungeschützten Geschlechtsverkehr und intravenösen Drogenkonsum erfolgte, scheint HIV mit ziemlicher Sicherheit durch Körperflüssigkeiten von geschlachteten Primaten oder den Verzehr von Primatenfleisch auf den Menschen übertragen worden zu sein. Blutproben von 573 frisch geschlachteten Primaten zeigten bei mehr als 18 % eine Infektion mit SIV (simian immunodeficiency virus), dem wahrscheinlichen Vorgänger von HIV. Auch bei Gorillas wurden zwar HIV-ähnliche Viren gefunden, aber HIV-1, die Form des HIV-Virus, die sich über die ganze Welt ausbreitete, geht höchstwahrscheinlich auf Schimpansen zurück. Das SIV-Virus scheint die Speziesgrenze zum Menschen nicht nur einmal übersprungen zu haben, sondern – in jüngerer Geschichte verschiedene Male. HIV ist für die Menschheit deshalb so gefährlich, weil es nicht nur die Speziesgrenze überspringen kann, sondern auch von Mensch zu Mensch leicht übertragbar ist. SIV ist nur eines von vielen noch nicht erforschten und potenziell zoonotischen Viren bei afrikanischen Primaten. Manche Viren haben eine Latenzzeit von Jahrzehnten, bevor sie entdeckt werden können. Ungefähr 34 Millionen Menschen [Ende 2018: ~38 Millionen] leben mit HIV und ca. 200 Menschen sterben stündlich an AIDS [2018: ~90 Menschen/Stunde]. In manchen afrikanischen Ländern sind mehr als 20 % der Erwachsenen mit HIV infiziert [Das stimmt leider immer noch.] (Greger 2007 a; UNAIDS 2003).
Zoonotische Affenviren aus dem afrikanischen Dschungel erreichen die Menschheit nicht nur durch bushmeat. Das erste Filovirus (zu denen auch Ebola gehört) wurde nicht in Afrika, sondern in Deutschland entdeckt, als es 1967 zu einem tödlichen Ausbruch kam. Affen aus dem ugandischen Urwald waren an ein Tierversuchslabor in Marburg verschickt worden. Dieses Virus ist heute als Marburg-Virus bekannt.
Grippe
Streptococcus suis, BSE und Nipah infizierten hunderte von Menschen, SARS tausende und HIV Millionen. Es ist vielleicht nur ein einziger Krankheitserreger bekannt, der Milliarden infizieren könnte: das Influenzavirus A. Infektionskrankheiten wie Malaria beschränken sich auf die Tropen und HIV wird nur durch Körperflüssigkeiten übertragen. Grippe jedoch ist eine der ansteckendsten bekannten Krankheiten – seit vor 4.500 Jahren Vögel domestiziert und Menschen zuerst mit Grippe infiziert wurden (Greger 2007 a; Greger 2006).
Streptococcus suis, BSE und Nipah infizierten hunderte von Menschen, SARS tausende und HIV Millionen. Es ist vielleicht nur ein einziger Krankheitserreger bekannt, der Milliarden infizieren könnte: das Influenzavirus A. Infektionskrankheiten wie Malaria beschränken sich auf die Tropen und HIV wird nur durch Körperflüssigkeiten übertragen. Grippe jedoch ist eine der ansteckendsten bekannten Krankheiten – seit vor 4.500 Jahren Vögel domestiziert und Menschen zuerst mit Grippe infiziert wurden (Greger 2007 a; Greger 2006).
1918 – H1N1
1918 kam es zu einer weltweiten Grippeepidemie (von den Deutschen »Blitzkatarrh« genannt), während der 30 % der Weltbevölkerung erkrankten und mehr als 20 Millionen Menschen starben – das sind mehr, als im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. An dieser Grippewelle starben mehr Menschen in kürzester Zeit, als jemals zuvor oder danach in der Geschichte der Menschheit an irgendeiner anderen Krankheit gestorben sind. Mehr Menschen starben in einem Jahr an Grippe als im Mittelalter in 100 Jahren an Beulenpest. Mehr Menschen starben in 25 Wochen an Grippe als in den letzten 25 Jahren an AIDS. Die WHO bezeichnete »die große Pandemie von 1918–1919« als den »tödlichsten Krankheitsvorfall in der Geschichte der Menschheit«.
Die Erkrankung fing mit Gliederschmerzen und Fieber an. Tage später bluteten viele Opfer aus den Nasenlöchern, Ohren, Augen und Augenhöhlen. Den Patienten schoss Blut aus Mund und Nase und sie erstickten an ihrem Blut und ihren zersetzten Lungen. Finger und Genitalien liefen schwarz an und einige Ärzte berichteten, dass sie die körperliche Zersetzung ihrer Patienten riechen konnten. In vielen US-amerikanischen Städten starben mehr als 60 % der Einwohner. In einigen Städten gingen die Särge aus. In Alaska starben 50 % der Bevölkerung. Es kam weiterhin zu Spätfolgen wie der parkinsonartigen Europäischen Schlafkrankheit und gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Kinder von Frauen, die während der Epidemie schwanger gewesen waren.
In den USA wurde spekuliert, es könnte sich bei der Epidemie um eine geheime biologische Waffe der Deutschen handeln. Andere hielten die Epidemie für eine Folge der aufgrund von Senfgas und verwesenden Kriegsleichen verpesteten Luft oder für eine Strafe Gottes. Heute steht ziemlich sicher fest, dass das Grippevirus von 1918 zuerst von Vögeln auf Menschen und anschließend von Menschen auf Schweine übertragen wurde. Aus der Zeit vor 1918 sind bei Schweinen keine Grippefälle bekannt. Nach 1918 blieben die Formen des Grippevirus, die bei Menschen und Schweinen vorkamen, jahrzehntelang stabil. 1957 und 1968 kam es zu zwei weiteren, »milderen« Epidemien, bei denen sich das menschliche Grippevirus mit einem Vogelgrippe-Virus genetisch vermischte. An den Grippe-Epidemien von 1957 (Asiatische Grippe) und 1968 (Hongkong-Grippe) starben jeweils ca. eine Million Menschen.
1918 kam es zu einer weltweiten Grippeepidemie (von den Deutschen »Blitzkatarrh« genannt), während der 30 % der Weltbevölkerung erkrankten und mehr als 20 Millionen Menschen starben – das sind mehr, als im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. An dieser Grippewelle starben mehr Menschen in kürzester Zeit, als jemals zuvor oder danach in der Geschichte der Menschheit an irgendeiner anderen Krankheit gestorben sind. Mehr Menschen starben in einem Jahr an Grippe als im Mittelalter in 100 Jahren an Beulenpest. Mehr Menschen starben in 25 Wochen an Grippe als in den letzten 25 Jahren an AIDS. Die WHO bezeichnete »die große Pandemie von 1918–1919« als den »tödlichsten Krankheitsvorfall in der Geschichte der Menschheit«.
Die Erkrankung fing mit Gliederschmerzen und Fieber an. Tage später bluteten viele Opfer aus den Nasenlöchern, Ohren, Augen und Augenhöhlen. Den Patienten schoss Blut aus Mund und Nase und sie erstickten an ihrem Blut und ihren zersetzten Lungen. Finger und Genitalien liefen schwarz an und einige Ärzte berichteten, dass sie die körperliche Zersetzung ihrer Patienten riechen konnten. In vielen US-amerikanischen Städten starben mehr als 60 % der Einwohner. In einigen Städten gingen die Särge aus. In Alaska starben 50 % der Bevölkerung. Es kam weiterhin zu Spätfolgen wie der parkinsonartigen Europäischen Schlafkrankheit und gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Kinder von Frauen, die während der Epidemie schwanger gewesen waren.
In den USA wurde spekuliert, es könnte sich bei der Epidemie um eine geheime biologische Waffe der Deutschen handeln. Andere hielten die Epidemie für eine Folge der aufgrund von Senfgas und verwesenden Kriegsleichen verpesteten Luft oder für eine Strafe Gottes. Heute steht ziemlich sicher fest, dass das Grippevirus von 1918 zuerst von Vögeln auf Menschen und anschließend von Menschen auf Schweine übertragen wurde. Aus der Zeit vor 1918 sind bei Schweinen keine Grippefälle bekannt. Nach 1918 blieben die Formen des Grippevirus, die bei Menschen und Schweinen vorkamen, jahrzehntelang stabil. 1957 und 1968 kam es zu zwei weiteren, »milderen« Epidemien, bei denen sich das menschliche Grippevirus mit einem Vogelgrippe-Virus genetisch vermischte. An den Grippe-Epidemien von 1957 (Asiatische Grippe) und 1968 (Hongkong-Grippe) starben jeweils ca. eine Million Menschen.
Das Schweinegrippe-Virus blieb weiterhin stabil und unverändert – bis
1999. 1999 kam es in North Carolina (USA) zu einer Mutation aus Schweine-,
Vogel- und menschlichem Grippevirus, dem ersten dokumentierten Grippevirus, das
aus drei verschiedenen Spezies herrührte. Was führte nach acht Jahrzehnten
(1918 bis 1999) stabiler, d. h. unveränderter Schweingrippe zu derartigen noch
nie dagewesenen Veränderungen? Im gleichen Jahr (1999) erhöhte sich die über
Jahrzehnte stabil gebliebene Zahl der Schweine im Staat North Carolina von drei
auf zehn Millionen und die Zahl der Schweinemastbetriebe reduzierte sich auf
ein Viertel. D. h. es gab plötzlich viel mehr Schweine und diese lebten in viel
größeren Massentierhaltungen. Das Virus verbreitete sich in
Schweinemastbetrieben über die ganzen USA, von da aus nach Kanada und Mexiko
und schließlich bis nach Asien. Weitere Mutationen des Virus folgten und 2009
kam es zu einer Schweinegrippe-Epidemie ausgehend von Mexiko-Stadt.
Auch das Vogelgrippe-Virus mutierte. 1997 kam es (in Hong Kong) zu den
ersten menschlichen Todesfällen durch Vogelgrippe seit 1918. Hier vermischte
sich ein Gänse- mit einem Entenvirus und gelangte über Wachteln und Hühner zum
Menschen. 2003 infizierten sich 1.000 Menschen in Holland mit einem
Vogelgrippe-Virus – interessanterweise war das Virus hier von Mensch zu Mensch
übertragbar. Von da an verbreiteten sich Vogelgrippe-Viren in die meisten
Länder Eurasiens, den Nahen Osten und nach Nordafrika.
Nachdem 2005
in Asien mehr als 60 Menschen an einer Infektion mit einem Vogelgrippe-Virus
gestorben waren, kam es zu ernsthaften Befürchtungen, es könnte erneut zu einer
tödlichen Grippe-Pandemie kommen. Die WHO befürchtete: »Die Welt befindet sich nun in höchster Gefahr für
eine menschliche Grippe-Pandemie.« Die Vereinten Nationen erklärten: Bei einer
neuen Pandemie »könnte die Zahl der Todesfälle zwischen 5 und 150 Millionen
liegen«. Das letzte Mal, dass ein Grippevirus die Speziesgrenze zum
Menschen übersprungen und eine Pandemie ausgelöst hatte, war im Jahr 1918
gewesen.
Grippeviren sind für Wasservögel (z. B. Enten) anfangs harmlos, weil das
Virus im Wasser leicht durch Fäkalien auf andere Vögel übertragen werden kann.
Das Vogelgrippe-Virus wurde wahrscheinlich durch Nutztierhaltung von Enten auf
Hühner übertragen. Bei Hühnern musste sich das Virus einen neuen
Verbreitungsweg suchen, weil Hühner nicht im Wasser leben. Das Virus mutierte.
Es befiel die Lungen der Hühner und wurde so über die Luft übertragbar. Bei
einem frei lebenden Vogel wären diejenigen Viren am erfolgreichsten, die den Vogel
zwar erkranken lassen, um das Virus zu verbreiten, die aber den Vogel nicht
(oder nur langsam) töten würden, weil das Virus ansonsten nicht weit kommen
würde. Studien mit Bankivahühnern – den Vorfahren der heutigen Hühnerrassen –
zeigen, dass sie in Gruppen von vier bis 30 Vögeln zusammenleben. In
Massentierhaltungen sieht es anders aus. Auch wenn ein infizierter Vogel
stirbt, verbreitet sich das Virus. Dies scheint eine der Ursachen für das
Aufkommen der neuen, aggressiven Viren zu sein.
Was war die gravierendste Veränderung Ende der 1990er-Jahre? Robert G.
Webster, einer der renommiertesten Vogelgrippe-Experten der Welt, erklärte:
»Was wir verändert haben, ist, wie wir Tiere halten.« Massentierhaltungen
ermöglichen es, dass Viren milliardenfach mutieren können. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the
United Nations) sieht den Grund für die gehäufte Entstehung neuer
Grippeviren in der intensiven Hühner- und möglicherweise Schweinehaltung. 2004
veröffentlichten WHO, FAO und OIE (Weltorganisation für
Tiergesundheit) gemeinsam ein Dokument über die Ursachen zoonotischer
Krankheiten – der erste Punkt auf ihrer Liste: »die steigende Nachfrage nach
tierischem Protein«. Die intensiven Tierhaltungssysteme stellen den größten
Wandel in der Beziehung zwischen Menschen und anderen Tieren in den letzten
10.000 Jahren dar. Allein die Anzahl der Tiere in den Massentierhaltungen
treibt die Evolution neuer Krankheitserreger voran. In China existieren
Massentierhaltungen mit zehn Millionen Hühnern. Die dichtesten Schweinepopulationen
der Welt finden sich in North Carolina (USA), im sogenannten Dutch pig belt in Holland (der auch bis
nach Belgien und Deutschland ragt) und in China. Aber riesige
Massentierhaltungen, besonders von Hühnern und Schweinen, existieren fast
überall auf der Welt – von Südamerika bis Südostasien. 2009 wurde in einer
Schweinemastanlage auf den Philippinen eine durch die Luft übertragbare
Mutation des Ebola-Virus entdeckt. Mit ausreichend Zeit könnte ein solches
Virus theoretisch auch auf den Menschen übertragbar werden. Menschen erkrankten
in diesem Fall keine – die erkrankten Schweine wurden lebendig verbrannt.
Schon 1983 gab es einen Vogelgrippe-Ausbruch in Hühnerfarmen in
Pennsylvania (USA). 17 Millionen Hühner starben oder mussten getötet werden.
Das Virus verwandelte die inneren Organe der Hühner in »blutigen
Wackelpudding«. Ein Farmer in Hong Kong beschrieb 1997, wie die Hühner anfingen
zu zittern, ihnen dicker Speichel aus dem Schnabel lief, ihr Gesicht dunkelgrün
oder schwarz anlief und sie dann starben. Manche Hühner legten Eier ohne
Schale. Mehr als eine Million Vögel wurden getötet und buddhistische Mönche in
Hong Kong beteten sieben Tage lang für die Seelen der Vögel. 2003 wurden in
Holland 30 Millionen infizierte Hühner getötet. 2004 starben in Asien innerhalb
weniger Monate mehr als 100 Millionen Hühner direkt an Vogelgrippe oder sie
wurden getötet. In Thailand wurden sie lebendig begraben, in China lebendig
verbrannt, in Taiwan zu Tode getrampelt und in Vietnam erschlagen. Verschiedene
Vogelgrippe-Viren haben seither zum Tod von hunderten Millionen von Hühnern
geführt.
Dass Massentierhaltungen die perfekte Brutstätte für aggressive Viren
darstellen, hat mehrere Ursachen: die schiere Anzahl der Tiere, die
geografische Dichte der Betriebe, die dichtgedrängte Haltung der Tiere, Stress,
Mangel an frischer Luft und Sonnenlicht, die Präsenz von Fäkalien und
Krankheitsüberträgern, wie z. B. Fliegen, der Einsatz von Antibiotika und
Tiertransporte über lange Strecken.
Die Vereinten Nationen fordern, dass Regierungen, internationale
Kommissionen und regionale Behörden die Rolle der Massentierhaltung viel
stärker bekämpfen.
In Asien gibt es eine einzigartige Methode der kombinierten
Schweine-Hühner-Fischzucht. Hühner werden in Käfigen direkt über den
Futtertrögen von Schweinen gehalten. Unter den Schweineställen befinden sich
Fischbecken. Die Schweine essen die herabgefallenen Hühnerfäkalien. Die
Schweinefäkalien fallen in die Fischbecken, wo sie, je nach Fischspezies,
entweder von den Fischen gegessen werden oder als Dünger für Wasserpflanzen
dienen, die dann als Fischfutter dienen. Das Wasser aus den Fischbecken wird
als Trinkwasser für die Schweine und die Hühner wieder nach oben gepumpt – ein
kosteneffizientes System, aber wahrscheinlich risikobehaftet (United States Department of
Health and Human Services 2013; Honigsbaum
2011; Reece
et al. 2011 (page 949); Akhtar et al. 2009; Greger 2009; Lucas
2009; Greger 2007 a;
Greger 2006; BBC 2005; UN
News Centre 2005; WHO 2004;
WHO/FAO/OIE
2004).
H5N1
Gegenwärtig ist H5N1 (einer der aggressivsten Stämme des Vogelgrippe-Virus) gut im Töten, aber relativ schlecht im Infizieren von Menschen. Bisher kam es zu mehreren hundert Fällen von H5N1-Infektionen bei Menschen – ca. 60 % davon waren tödlich. Auch auf verschiedene nichtmenschliche Säugetiere wurde das Virus übertragen. In Thailand infizierten sich Tiger und Leoparden in einem Zoo durch den Verzehr von infizierten Hühnern. Sie starben. Das Virus übertrug sich auch von Tiger zu Tiger. Auch in Entenfleisch wurde das Virus nachgewiesen. In Thailand starb ein Mann, nachdem er ein infiziertes Huhn gekocht und gegessen hatte. Dies deutet darauf hin, dass der Verzehr von infiziertem Fleisch eine weitere potenzielle Infektionsmöglichkeit darstellt. Die US-Behörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt zur Entsorgung von mit H5N1 infizierten Vögeln u. a. desinfizierbare, unbeschädigte Nitril-, Vinyl- oder dicke Gummihandschuhe, Schutzkleidung – möglichst Wegwerf-Overalls, einen undurchlässigen Schurz oder Operationskittel –Schuhhüllen oder desinfizierbare Gummistiefel, Schutzbrillen und Mundschutz. Die Handschuhe müssen nach Gebrauch, ohne irgendetwas zu berühren, rasch ausgezogen werden.
Gegenwärtig ist H5N1 (einer der aggressivsten Stämme des Vogelgrippe-Virus) gut im Töten, aber relativ schlecht im Infizieren von Menschen. Bisher kam es zu mehreren hundert Fällen von H5N1-Infektionen bei Menschen – ca. 60 % davon waren tödlich. Auch auf verschiedene nichtmenschliche Säugetiere wurde das Virus übertragen. In Thailand infizierten sich Tiger und Leoparden in einem Zoo durch den Verzehr von infizierten Hühnern. Sie starben. Das Virus übertrug sich auch von Tiger zu Tiger. Auch in Entenfleisch wurde das Virus nachgewiesen. In Thailand starb ein Mann, nachdem er ein infiziertes Huhn gekocht und gegessen hatte. Dies deutet darauf hin, dass der Verzehr von infiziertem Fleisch eine weitere potenzielle Infektionsmöglichkeit darstellt. Die US-Behörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt zur Entsorgung von mit H5N1 infizierten Vögeln u. a. desinfizierbare, unbeschädigte Nitril-, Vinyl- oder dicke Gummihandschuhe, Schutzkleidung – möglichst Wegwerf-Overalls, einen undurchlässigen Schurz oder Operationskittel –Schuhhüllen oder desinfizierbare Gummistiefel, Schutzbrillen und Mundschutz. Die Handschuhe müssen nach Gebrauch, ohne irgendetwas zu berühren, rasch ausgezogen werden.
Im Gegensatz zur normalen menschlichen Grippe, die die oberen Atemwege
betrifft, steuert das H5N1-Virus direkt das Lungengewebe an und verursacht eine
schwere Lungenentzündung, Die Entzündung kann sich auf den gesamten Körper
ausbreiten, lebenswichtige Organe können versagen und das Blut kann gerinnen.
Was genau die
Grippe-Pandemie von 1918 auslöste, ist nicht geklärt. Was jetzt befürchtet
wird, ist, dass es zu einer neuen Mutation des Grippevirus kommen könnte, wobei
die Eigenschaften von leichter Übertragbarkeit auf Menschen und von Mensch zu
Mensch (wie bei der Schweinegrippe) und potenzieller Letalität (wie bei der
Vogelgrippe) kombiniert werden würden. Während der Grippe-Pandemie von
1918 starben 2–3 % der infizierten Menschen. 2004 kam es in acht verschiedenen
südostasiatischen Ländern fast gleichzeitig zu Grippeausbrüchen, verursacht
durch hochgefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1. Durch Tiertransporte verbreitete
sich das Virus äußerst schnell. Sogar in Lhasa (Tibet) starben 5.000 Hühner,
die einen mehr als 1.500 km langen Weg aus Lanzhou (Zentral-China) hinter sich
hatten. Bei diesen Vogelgrippe-Ausbrüchen starben mehr als 50 % der infizierten
Menschen.
Bisher gingen alle Ausbrüche wieder zurück. Es gibt allerdings Indizien
dafür, dass auch das Virus von 1918 vor 1918 mindestens elf Jahre lang relativ
harmlos vor sich hin »brodelte«, bevor es schließlich zur Pandemie kam. Die [damalige]
Generaldirektorin der WHO, Dr.
Margaret Chan, ermahnte 2009 dazu, weiterhin »eine Pandemie zu erwarten und
dieses Ereignis zu planen«. Grippeviren sind »völlig unberechenbar«
(Chan/WHO), fähig »innerhalb eines Jahres einen riesigen Prozentsatz der
Weltbevölkerung zu infizieren« (Keiji Fukuda/CDC) und sie sind »der König der
Löwen« unter den Krankheitserregern (Michael Osterholm, Grippe-Epidemiologe, Center for Infectious Disease Research and
Policy) (HSPH Forum 2012;
Wang 2012; Chan/WHO
2009; Greger 2009; Greger 2007 a; Greger 2007 b;
Greger 2006).
Das American Journal of Public Health schrieb (2007): »Es ist eigenartig, [...], dass die Art und Weise zu verändern, auf die Menschen Tiere behandeln – am allergrundlegendsten aufzuhören sie zu essen oder allerwenigstens die Menge, die von ihnen verzehrt wird, drastisch einzuschränken – als bedeutsame vorbeugende Maßnahme fast gar nicht in Betracht gezogen wird. Wenn ein solcher Wandel in ausreichendem Maße angenommen und eingeführt würde, könnte er die Chancen für die derartig gefürchtete Grippe-Epidemie noch senken. Mit noch größerer Wahrscheinlichkeit würde er unbekannte zukünftige Krankheiten verhindern, die beim Ausbleiben eines solchen Wandels durch die intensive Tierhaltung und das Töten dieser Tiere für Nahrungszwecke hervorgebracht werden könnten. Dennoch erwägt die Menschheit diese Option nicht. [...] Diejenigen, die Tiere konsumieren, schaden nicht nur diesen Tieren und gefährden sich selbst, sondern sie gefährden auch das Wohl anderer Menschen, die gegenwärtig auf diesem Planeten leben oder die später auf ihm leben werden. [...] Es ist Zeit, dass die Menschen ihre Köpfe aus dem Sand ziehen und die Gefahr für sich selbst erkennen, die durch ihre Misshandlung anderer Spezies entstehen kann.« (Benatar 2007)
Dr. Michael Greger schrieb: »Zusammen mit menschlicher Schuld kommt aber Hoffnung: Wenn Veränderungen in menschlichem Verhalten Krankheiten verursachen können, dann können Veränderungen in menschlichem Verhalten sie in Zukunft vielleicht verhindern.« (Greger 2007 a)
Das American Journal of Public Health schrieb (2007): »Es ist eigenartig, [...], dass die Art und Weise zu verändern, auf die Menschen Tiere behandeln – am allergrundlegendsten aufzuhören sie zu essen oder allerwenigstens die Menge, die von ihnen verzehrt wird, drastisch einzuschränken – als bedeutsame vorbeugende Maßnahme fast gar nicht in Betracht gezogen wird. Wenn ein solcher Wandel in ausreichendem Maße angenommen und eingeführt würde, könnte er die Chancen für die derartig gefürchtete Grippe-Epidemie noch senken. Mit noch größerer Wahrscheinlichkeit würde er unbekannte zukünftige Krankheiten verhindern, die beim Ausbleiben eines solchen Wandels durch die intensive Tierhaltung und das Töten dieser Tiere für Nahrungszwecke hervorgebracht werden könnten. Dennoch erwägt die Menschheit diese Option nicht. [...] Diejenigen, die Tiere konsumieren, schaden nicht nur diesen Tieren und gefährden sich selbst, sondern sie gefährden auch das Wohl anderer Menschen, die gegenwärtig auf diesem Planeten leben oder die später auf ihm leben werden. [...] Es ist Zeit, dass die Menschen ihre Köpfe aus dem Sand ziehen und die Gefahr für sich selbst erkennen, die durch ihre Misshandlung anderer Spezies entstehen kann.« (Benatar 2007)
Dr. Michael Greger schrieb: »Zusammen mit menschlicher Schuld kommt aber Hoffnung: Wenn Veränderungen in menschlichem Verhalten Krankheiten verursachen können, dann können Veränderungen in menschlichem Verhalten sie in Zukunft vielleicht verhindern.« (Greger 2007 a)
Terrorismus
Ein weiterer Aspekt von zoonotischen Krankheitserregern ist, dass besonders Langstrecken-Tiertransporte ein fast ideales Ziel für bioterroristische Anschläge darstellen könnten. Das dichte Zusammendrängen der Tiere, das Zusammenführen verschiedener Herden, schlechte Belüftung und Stress sind ideale Bedingungen für die Übertragung von Krankheiten. Das US-amerikanische Center for Homeland Security gab an, dass schon das Infizieren von ein paar wenigen Rindern in den USA innerhalb kürzester Zeit Infektionen auf fast die gesamte Rinderpopulation des Landes ausbreiten könnte.
Ein weiterer Aspekt von zoonotischen Krankheitserregern ist, dass besonders Langstrecken-Tiertransporte ein fast ideales Ziel für bioterroristische Anschläge darstellen könnten. Das dichte Zusammendrängen der Tiere, das Zusammenführen verschiedener Herden, schlechte Belüftung und Stress sind ideale Bedingungen für die Übertragung von Krankheiten. Das US-amerikanische Center for Homeland Security gab an, dass schon das Infizieren von ein paar wenigen Rindern in den USA innerhalb kürzester Zeit Infektionen auf fast die gesamte Rinderpopulation des Landes ausbreiten könnte.
Der Einsatz biologischer Waffen ist nicht neu. Im Ersten Weltkrieg
verwendete die deutsche Armee biologische Waffen und führte auf drei
verschiedenen Kontinenten Milzbrand (Anthrax) und andere Nutztierkrankheiten
ein. Im Zweiten Weltkrieg lagerten die Alliierten fünf Millionen mit Milzbranderregern
infizierte »Rinderkuchen« aus Leinsamen an der englischen Küste. Diese sollten
von der Royal Air Force mit Fallschirmen über deutschen Kuhweiden abgeworfen
werden. Die Rinder hätten sich über die Kuchen infiziert und die Menschen
anschließend durch Kontakt mit den Rindern. Das Projekt trug den Namen Operation Vegetarian – es wurde aber nie
ausgeführt (Akinyoade
2012; Greger 2007 a;
Greger 2007 b; Lewis
2003).