Marlies Kullmann, Besitzerin des Vegan-Shops Frankfurt
Der Vegan-Shop Frankfurt war der erste vegane Laden in Deutschland und wahrscheinlich einer der ersten weltweit (eröffnet 1994).
The Vegan-Shop in Frankfurt was the first vegan shop in Germany and probably one of the first in the world (opened 1994). About 45 min. walking from Frankfurt main station (or take the metro).
El Vegan-Shop en Fráncfort del Meno era la primera tienda vegana en Alemania, quizás la primera fuera de EEUU y probablemente una de las primeras del mundo. 45 min. caminando de la estación central (Hauptbahnhof) en Fráncfort. La tienda abrió en 1994.
Höhenstr. 50
60385 Frankfurt am Main
Tel. 069 440989
Montag - Freitag: 14:00 bis 18:00
Samstag: 10:00 bis 13:00
auf veganguide.org
Ein Artikel aus der Frankfurter Rundschau von 1999 über den Vegan-Shop Frankfurt:
"Absolut nichts vom Tier
Marlies Kullmanns Vegan-Shop
Einem namenlosen Schwein verdanken Ernährungsbewußte, Umweltaktivisten und Tierschützer ein Geschäft, in dem sie ohne ethisch-moralisches oder allergiebedingtes Bauchgrimmen einkaufen können. Der “Vegan-Shop” beliefert als einziges Fachgeschäft Deutschlands Kunden, die Nahrungsmittel, Kosmetika und Bekleidung suchen, welche ohne Vernichtung oder Ausbeutung tierischen Lebens produziert wurden.
Die Inhaberin Marlies Kullmann stellte schon im Vorschulalter die Weichen, und Auslöser war jenes längst vergessene und verdaute Schwein. “Das liegt mir irgendwie im Blut”, sagt die 35-jährige Geschäftsfrau. Als Tochter gesellschaftlich unauffälliger Fleischesser in Frankfurt geboren, entwickelte sie – kaum den Windeln entwachsen – eine ausgeprägte Fürsorge für streunende Katzen, verletzte Hunde oder hungrige Meerschweinchen. Als beim Besuch bei befreundeten Bauern eines Tages ihr Lieblingsspielkamerad, das Schwein, verschwunden war und ihr dämmerte, daß es zwischen der leeren Box im Stall und dem Schnitzel auf dem Teller einen Zusammenhang gab, stand für sie fest: “Nie wieder Fleisch”.
Vor zehn Jahren strich Marlies Kullmann, engagierte Tierschützerin und als Sekretärin voll im Leben stehend, alles vom Speiseplan, was auch nur annähernd mit Tieren zu tun hat. Eier, Honig, Käse und alles Milchhaltige. “Ich habe den Joghurt aus dem Kühlschrank verschenkt und mir etwas anderes gesucht”. Das war zu jener Zeit – als in Deutschland noch kaum jemand von veganer Kost gehört hatte – gar nicht einfach. “Damals bedeutete das wirklich Verzicht.”
Die Idee zu dieser Art der Lebensgestaltung kannte Kullmann aus der Tierschützerszene und aus England, wo es seit 50 Jahren eine Vegan-Bewegung gibt. “Die haben sogar Vegan-Hotels und Restaurants. “Wohingegen sie 1991 beim Amtsgericht Frankfurt kläglich scheiterte, als sie die Deutsche Vegan-Organisation als Verein eintragen lassen wollte. Ausländische Phantasienamen seien nicht erlaubt, hieß es. Mittlerweile gibt es den Verein “MUT” (Menschenrecht und Tierrecht). Gründerin und bundesdeutsche Vorsitzende: Marlies Kullmann. Es war 1993, als eine Freundin der konsequenten Tierschützerin im Haus Höhenstraße/Ecke Burgstraße mit einem Spezialgeschäft für “Kosmetik ohne Tierversuche” pleite ging. “Hier gibt es ja keine Laufkundschaft”, sagt die Nachfolgerin und verweist auf die vierspurige Straße mitsamt vorbeidonnernden Autos. Marlies Kullmann gab ihren Job auf und übernahm das 25-Quadratmeter-Lädchen in dem stets angestaubt wirkenden Altbau.
Sie ließ sich zur Ernährungsberaterin ausbilden, schrieb das erste vegane Kochbuch der Republik und verhandelte mit Herstellern, die in vegetarischen Produkten beispielsweise Milcheiweiß verarbeiteten. “Geht das denn nicht anders?” Mittlerweile ist das Lädchen mit milchfreien Käsesorten sortiert – eine davon wird in einer benachbarten Pizzeria auf Wunsch über den Teigboden gestreut – und es gibt Würstchen auf Weizeneiweiß-Basis, Brotaufstriche von Gerstenmalz bis pflanzlichem Schmalz und Tofu in allen Geschmacksvarianten oder Fertigmischungen für Soja-Bratlinge. Für Allergiker ist der Laden ein Geheimtipp. Gerade war eine Reisegruppe aus dem Ruhrgebiet hier, weil man bei Marlies Kullmann lederfreie Schuhe bekommt – aus Hanf oder atmungsaktivem Synthetikmaterial, mit dem man sich in jedem Chef-Büro sehen lassen könnte. Boots kosten um die 170 Mark, Herren-Halbschuhe um 140 Mark. Alte Autoreifen geben perfekte Sohlen ab, ausrangierte Sicherheitsgurte halten auf ihre alten Tage manche Hose. Gürtel und Taschen gibt es allerdings auch aus Hanf oder Synthetik. Alles wird in Familienbetrieben hergestellt, denn wer Tiere schützt, so das Credo der Vegan-Liga, kann zur Ausbeutung von Mensch und Natur durch internationale Konzerne nicht Ja sagen.
Wichtiger als der Laden ist für Marlies Kullmann und ihre heute 71-jährige Mutter – mittlerweile überzeugte Veganerin – der Versandhandel. Innerhalb Deutschlands werden Pakete verschickt, aber auch nach Schweden, Finnland, gar bis nach Australien. Inhalt: Nahrungsmittel ohne tierischen Anteil und garantiert nicht gen-manipuliert. Duschlotionen, Pflegecremes und Lippenstifte, deren Hersteller ohne Tierversuche auskommen und sich auf pflanzliche Bestandteile beschränken. “Pferdefett in der Creme muß nicht sein”, meint Marlies Kullmann. Oder garantiert politisch korrekte T-Shirts. Vor Weihnachten wird wieder der Run auf Schlagsahne aus Kokosmilch oder veganes Nougat einsetzen.
In jüngster Zeit hat das Geschäft einen neuen Kundenkreis. “In der Hardcoreszene ist Vegan in”, sagt die Fachfrau. Und zeigt einen Aufnäher (Kleber enthalten häufig Gelatine, die wiederum aus Tierknochen hergestellt wird), der sehr beliebt sei. Vor einem Fünfzackstern reckt eine geballte Faust in die Höhe. Seite an Seite mit einer Hundepfote."
Einem namenlosen Schwein verdanken Ernährungsbewußte, Umweltaktivisten und Tierschützer ein Geschäft, in dem sie ohne ethisch-moralisches oder allergiebedingtes Bauchgrimmen einkaufen können. Der “Vegan-Shop” beliefert als einziges Fachgeschäft Deutschlands Kunden, die Nahrungsmittel, Kosmetika und Bekleidung suchen, welche ohne Vernichtung oder Ausbeutung tierischen Lebens produziert wurden.
Die Inhaberin Marlies Kullmann stellte schon im Vorschulalter die Weichen, und Auslöser war jenes längst vergessene und verdaute Schwein. “Das liegt mir irgendwie im Blut”, sagt die 35-jährige Geschäftsfrau. Als Tochter gesellschaftlich unauffälliger Fleischesser in Frankfurt geboren, entwickelte sie – kaum den Windeln entwachsen – eine ausgeprägte Fürsorge für streunende Katzen, verletzte Hunde oder hungrige Meerschweinchen. Als beim Besuch bei befreundeten Bauern eines Tages ihr Lieblingsspielkamerad, das Schwein, verschwunden war und ihr dämmerte, daß es zwischen der leeren Box im Stall und dem Schnitzel auf dem Teller einen Zusammenhang gab, stand für sie fest: “Nie wieder Fleisch”.
Vor zehn Jahren strich Marlies Kullmann, engagierte Tierschützerin und als Sekretärin voll im Leben stehend, alles vom Speiseplan, was auch nur annähernd mit Tieren zu tun hat. Eier, Honig, Käse und alles Milchhaltige. “Ich habe den Joghurt aus dem Kühlschrank verschenkt und mir etwas anderes gesucht”. Das war zu jener Zeit – als in Deutschland noch kaum jemand von veganer Kost gehört hatte – gar nicht einfach. “Damals bedeutete das wirklich Verzicht.”
Die Idee zu dieser Art der Lebensgestaltung kannte Kullmann aus der Tierschützerszene und aus England, wo es seit 50 Jahren eine Vegan-Bewegung gibt. “Die haben sogar Vegan-Hotels und Restaurants. “Wohingegen sie 1991 beim Amtsgericht Frankfurt kläglich scheiterte, als sie die Deutsche Vegan-Organisation als Verein eintragen lassen wollte. Ausländische Phantasienamen seien nicht erlaubt, hieß es. Mittlerweile gibt es den Verein “MUT” (Menschenrecht und Tierrecht). Gründerin und bundesdeutsche Vorsitzende: Marlies Kullmann. Es war 1993, als eine Freundin der konsequenten Tierschützerin im Haus Höhenstraße/Ecke Burgstraße mit einem Spezialgeschäft für “Kosmetik ohne Tierversuche” pleite ging. “Hier gibt es ja keine Laufkundschaft”, sagt die Nachfolgerin und verweist auf die vierspurige Straße mitsamt vorbeidonnernden Autos. Marlies Kullmann gab ihren Job auf und übernahm das 25-Quadratmeter-Lädchen in dem stets angestaubt wirkenden Altbau.
Sie ließ sich zur Ernährungsberaterin ausbilden, schrieb das erste vegane Kochbuch der Republik und verhandelte mit Herstellern, die in vegetarischen Produkten beispielsweise Milcheiweiß verarbeiteten. “Geht das denn nicht anders?” Mittlerweile ist das Lädchen mit milchfreien Käsesorten sortiert – eine davon wird in einer benachbarten Pizzeria auf Wunsch über den Teigboden gestreut – und es gibt Würstchen auf Weizeneiweiß-Basis, Brotaufstriche von Gerstenmalz bis pflanzlichem Schmalz und Tofu in allen Geschmacksvarianten oder Fertigmischungen für Soja-Bratlinge. Für Allergiker ist der Laden ein Geheimtipp. Gerade war eine Reisegruppe aus dem Ruhrgebiet hier, weil man bei Marlies Kullmann lederfreie Schuhe bekommt – aus Hanf oder atmungsaktivem Synthetikmaterial, mit dem man sich in jedem Chef-Büro sehen lassen könnte. Boots kosten um die 170 Mark, Herren-Halbschuhe um 140 Mark. Alte Autoreifen geben perfekte Sohlen ab, ausrangierte Sicherheitsgurte halten auf ihre alten Tage manche Hose. Gürtel und Taschen gibt es allerdings auch aus Hanf oder Synthetik. Alles wird in Familienbetrieben hergestellt, denn wer Tiere schützt, so das Credo der Vegan-Liga, kann zur Ausbeutung von Mensch und Natur durch internationale Konzerne nicht Ja sagen.
Wichtiger als der Laden ist für Marlies Kullmann und ihre heute 71-jährige Mutter – mittlerweile überzeugte Veganerin – der Versandhandel. Innerhalb Deutschlands werden Pakete verschickt, aber auch nach Schweden, Finnland, gar bis nach Australien. Inhalt: Nahrungsmittel ohne tierischen Anteil und garantiert nicht gen-manipuliert. Duschlotionen, Pflegecremes und Lippenstifte, deren Hersteller ohne Tierversuche auskommen und sich auf pflanzliche Bestandteile beschränken. “Pferdefett in der Creme muß nicht sein”, meint Marlies Kullmann. Oder garantiert politisch korrekte T-Shirts. Vor Weihnachten wird wieder der Run auf Schlagsahne aus Kokosmilch oder veganes Nougat einsetzen.
In jüngster Zeit hat das Geschäft einen neuen Kundenkreis. “In der Hardcoreszene ist Vegan in”, sagt die Fachfrau. Und zeigt einen Aufnäher (Kleber enthalten häufig Gelatine, die wiederum aus Tierknochen hergestellt wird), der sehr beliebt sei. Vor einem Fünfzackstern reckt eine geballte Faust in die Höhe. Seite an Seite mit einer Hundepfote."